Augenkrebs bei Kindern: Retinoblastom


Das Retinoblastom wird auch als kindlicher Augentumor bezeichnet, da der bösartige Netzhauttumor fast ausschließlich bei Kindern unter fünf Jahren auftritt. Der Tumor geht aus unreifen Netzhautzellen hervor, die sich ungebremst teilen und so eine Wucherung auslösen. Das Retinoblastom wächst sehr schnell: Erst nimmt es den gesamten Glaskörper ein, dann breitet es sich über den Sehnerv bis ins Gehirn aus.

Über die Blut- oder Lymphbahn kann der Augentumor auch in anderen Körperteilen Ableger bilden (= metastasieren). Damit die kleinen Patienten geheilt werden können, ist eine frühe Diagnose des Augenkrebses enorm wichtig. Bei einem Drittel der erkrankten Kinder sind beide Augen vom Retinoblastom betroffen, bei zwei Dritteln ist es ein Auge. Durchschnittlich 60 Kinder erkranken pro Jahr in Deutschland an einem Retinoblastom. Damit ist es der häufigste Augenkrebs bei Kindern, allerdings macht er unter allen Krebserkrankungen bei Kindern nur zwei Prozent aus1.

Das Retinoblastom entsteht über eine Mutation im Retinoblastom-Gen. Diese Mutation kann vererbt werden, möglich ist aber auch, dass sie spontan auftritt.

Retinoblastom: Symptome


Meist entdecken die Eltern das Retinoblastom ihres Kindes als erstes. Auffällig ist vor allem eine weiß verfärbte Pupille, die auf Blitzlichtfotos sichtbar wird. Dies ist auch das wichtigste Früherkennungsmerkmal vom kindlichen Augentumor. Mittels des sogenannten Fototests können Eltern nach ersten Anzeichen auf ein Retinoblastom bei ihrem Kind suchen. Dafür müssen sie ihr Kind frontal mit eingeschaltetem Blitz fotografieren, unbedingt muss der „Rote-Augen-Effekt“ der Kamera oder des Smartphones ausgeschaltet sein. Bei einem gesunden Auge erscheint die Pupille rot. Wenn die Pupille jedoch weiß oder gelblich-orange erscheint, sollte unverzüglich ein Augenarzt aufgesucht werden. Die weiße Pupille kann ein Symptom sein und auf einen Tumor hindeuten, der auf der Netzhaut und im Glaskörper wuchert.

Weitere Warnzeichen für ein Retinoblastom sind:

  • Schielen: Dann ist der Tumor in die Netzhautmitte eingewachsen.
  • Häufige Augenentzündungen: Rötungen und Schwellungen können auf ein Retinoblastom hindeuten.
  • Farbveränderungen der Iris: Die Regenbogenhaut (Iris), die die Augenfarbe bildet, kann sich verändern, auch nur an einer Stelle.
  • Verschlechterte Sehfähigkeit: Das Kind sieht plötzlich schlechter, kann nicht fokussieren oder reagiert anders auf optische Reize als andere Kinder im selben Alter.

Sehr selten ist das trilaterale Retinoblastom. Dabei tritt gleichzeitig zum Augentumor noch ein Hirntumor auf.

Tipp zur Früherkennung vom Retinoblastom


Mit einer kostenlosen App können Eltern ihre Kinder auf ein Retinoblastom untersuchen. Die App „White eye detector“ wurde von Wissenschaftlern entwickelt und durchsucht automatisch alle Bilder auf dem Smartphone nach auffälligen Pupillen. Sie kann erste Hinweise auf diese Form des Augenkrebses liefern, aber keine Diagnose erstellen. Wenn die App also eine Auffälligkeit meldet, sollten Eltern ihr Kind baldmöglichst dem Augenarzt vorstellen.

Diagnose und Behandlung des Retinoblastoms


Das Retinoblastom kann der Augenarzt mit einer Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) als weißlichen, knollenförmigen Tumor erkennen. Wenn die Wucherung schon in den Glaskörper vorgedrungen ist, schweben die Tumorteilchen im Glaskörper umher. Zur weiteren Absicherung der Diagnose dienen Ultraschalluntersuchungen, Röntgenaufnahmen oder eine Computertomographie. Mit diesen Verfahren kann zusätzlich die Ausbreitung des Tumors nachgewiesen werden, beispielsweise entlang des Sehnervs.

Die Behandlung des Augenkrebses hängt von seinem Stadium ab. Ist der Tumor noch klein, kann er mit einer Strahlentherapie behandelt werden. Dazu wird außen auf das Auge ein Strahlenträger mit einer 106Ruthium- oder 125Jodplombe aufgenäht (Brachytherapie). Oft ist es jedoch nötig, das gesamte Auge zu entfernen (Enukleation), inklusive eines großen Teils des Sehnervs, um eine Ausbreitung des Krebses ins Gehirn zu verhindern. Anstelle des Auges wird ein Glasauge in die Augenhöhle eingesetzt, auf das eine Prothese aufgesetzt werden kann.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist eine Kryotherapie (Kältetherapie), wobei die Tumorstelle mit einer Kältesonde auf -90 Grad Celsius gefroren wird. Eine Chemotherapie kommt ebenfalls in Frage.

Ein unbehandeltes Retinoblastom führt als erstes zur Erblindung und später zum Tod. Bei einer rechtzeitigen Behandlung sind die Prognosen jedoch gut: 95 Prozent der Patienten können geheilt werden.

Aderhautmelanom


Das Aderhautmelanom (auch uveales Melanom) ist die häufigste Krebserkrankung am Auge von Erwachsenen. Dabei vermehren sich die Pigmentzellen der Aderhaut ungebremst. Es handelt sich, genau wie beim schwarzen Hautkrebs, um ein malignes Melanom. Im Alter von 60 bis 70 Jahren ist das Erkrankungsrisiko am größten. In 50 Prozent der Fälle bildet das Aderhautmelanom (uveales Melanom) Tochtertumoren in der Leber. Da die Aderhaut über keinen Anschluss an das Lymphsystem verfügt, breitet sich der Tumor über die Blutbahn aus. Im Auge kann der Tumor, geschützt vor dem Immunsystem, ungehindert wachsen. Auch die Patienten bemerken den Augenkrebs meist erst spät, da er symptomlos zu einer erheblichen Größe heranwachsen kann. Erst bei einer Routineuntersuchung beim Augenarzt oder durch eine plötzlich auftretende Sehstörung fällt der Tumor auf.

Wie bei allen Krebsarten spielen auch bei der Entstehung des Aderhautmelanoms verschiedene Faktoren eine Rolle. Sehr häufig liegt eine genetische Veranlagung in Form von Mutationen (GNAQ/GNA11-Gene) oder Veränderungen im Chromosomensatz vor. Zudem kann die lebenslange Dosis an UV-Strahlen eine Rolle spielen, einen Nachweis dafür gibt es aber bisher nicht.

Aderhautmelanom (uveales Melanom): Symptome


Das Aderhautmelanom (uveales Melanom) verursacht zuerst keine Beschwerden. Meist führt es nach einiger Zeit des ungestörten Wachstums zu einer Sehstörung, weil der Tumor in das Sehzentrum einwächst oder eine Netzhautablösung versursacht. Manche Patienten bemerken verschiedene Symptome, wie z.B einen Schatten in ihrem Sichtfeld oder nehmen Doppelbilder wahr, selten steigt der Augeninnendruck.

Aderhautmelanom: Diagnose und Behandlung


Mit einer Augenspiegelung erkennt der Augenarzt meist deutlich den Augenkrebs. Zur genaueren Abklärung führt er eine Ultraschalluntersuchung durch, die das Tumorgewebe darstellt. Mit einer Fluoreszenzangiografie lässt sich zusätzlich das Blutgefäßsystem des Tumors darstellen. Der Arzt spritzt dazu ein Kontrastmittel in eine Vene, welches nach kurzer Zeit das Aderhautmelanom anfärbt. Sobald klar ist, dass es sich tatsächlich um ein Krebsgeschwür handelt, erfolgt ein Staging. Dies ist eine allgemeine Basisuntersuchung des gesamten Körpers nach Ablegern des Aderhautmelanoms (Metastasen), insbesondere der Leber.

Ist der Tumor noch sehr klein, wird er zunächst durch regelmäßige Untersuchungen genau beobachtet. Erst sobald ein Wachstum des Tumors festgestellt wird, erfolgt eine eingreifende Therapie. Dieses abwartende Verfahren wendet man an, um den Augenkrebs von einem Muttermal (Nävus) der Aderhaut zu unterscheiden.

Bei mittelgroßen Tumoren ist eine lokale Bestrahlung das erste Mittel der Wahl. Ein Strahlenträger wird dazu auf die Lederhaut (Sklera) des Auges für einen exakt berechneten Zeitraum aufgenäht. Möglich ist auch eine Protonen-Bestrahlung von außen, die bei größeren Tumoren angewandt wird und oftmals verhindern kann, dass das Auge entfernt werden muss. Wenn der Tumor günstig liegt, kann er mit einem speziellen Operationsverfahren von außen entfernt werden. Ist das Aderhautmelanom sehr weit ausgedehnt, muss jedoch das komplette Auge entnommen werden.

Augenkrebs Prognose: Aderhautmelanom


Da das Aderhautmelanom meist früh Metastasen bildet, ist die Prognose eher ungünstig. Viele Patienten entwickeln in Folge des Augenkrebses Tumoren in der Leber. Da diese Metastasen anfangs noch sehr klein sind und erst nach einigen Jahren in Erscheinung treten können, können auch nach erfolgreicher Therapie des Augentumors weitere Tumoren auftauchen. Deshalb müssen lebenslange Nachkontrollen auf Metastasen erfolgen.

Weitere Tumoren der Aderhaut


Metastasen anderer Tumoren im Körper können sich auf die Aderhaut ausbreiten. Bei Frauen ist es hauptsächlich Brustkrebs, bei Männern Lungenkrebs, der in die Augen metastasiert. Diese Ansiedlungen der Krebszellen werden meist mit einer Bestrahlung behandelt.

Lidtumore


Treten Tumore am Ober- oder Unterlid auf, handelt es sich in der Regel um Hauttumore.

Besonders häufig entwickelt sich am Lid ein malignes (bösartiges) Basaliom (Basalzellenkarzinom). Weitere bösartige Tumoren am Lid sind Spinaliom (Plattenepithelkarzinom) und der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom), die aber deutlich seltener auftreten. Hauptursache der Lidtumoren ist UV-Strahlung. Da die Augen im Laufe des Lebens intensiv der Sonne ausgesetzt sind, bilden sich hier häufig Hauttumoren.

  • Das Basaliom bildet keine Tochtergeschwüre, wächst aber aggressiv in die Umgebung ein und kann bis in den Schädel vordringen. Das Zentrum des Basalioms ist oft verkrustet und blutet leicht, meist ist der Tumor dunkel pigmentiert. Basaliome werden operativ entfernt, eventuell ist danach eine plastische Korrektur des Lids nötig.
  • Das Spinaliom sieht dem Basaliom ähnlich, ist aber aufgrund seiner Metastasierungstendenz gefährlicher. Es wird ebenfalls chirurgisch entfernt, genau wie das maligne Melanom. Da der schwarze Hautkrebs sehr stark zum Streuen neigt, wird zusätzlich der gesamte Körper auf mögliche Ableger untersucht (Staging).

Warzen, Blutschwämmchen, Fettablagerungen und Muttermale sind gutartige Tumoren am Augenlid. Das Keratoakanthom ist eine gutartige Wucherung, die dem Basaliom sehr ähnlich sieht, sich aber häufig von alleine wieder zurückbildet.

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Dr. Sabrina Mihlan Dr. Sabrina Mihlan hat sich schon während ihres Biologiestudiums besonders für die humanmedizinischen Themen interessiert. Daher spezialisierte sie sich auf Heilpflanzen und klinische Biochemie. Nach ihrer Promotion an der Universität Würzburg startete sie 2015 ihr Volontariat bei kanyo® und bereitet dort bis heute Themen aus Gesundheit und Medizin verständlich und übersichtlich für Sie auf. Dr. Sabrina Mihlan Medizinredakteurin und Biologin kanyo® mehr erfahren