Was ist das Sjögren-Syndrom?


Beim Sjögren-Syndrom handelt es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung. Dabei richten sich die Zellen der Immunabwehr gegen Bereiche des eigenen Körpers und bekämpfen sie. Im Fall des Sjögren-Syndroms greift das Immunsystem die Zellen von sekretbildenden Drüsen an, vor allem sind die Speicheldrüsen und die Tränendrüsen betroffen. In der Folge entzünden sie sich und Schäden am Gewebe entstehen, wodurch die Produktion von Speichel und Tränenflüssigkeit reduziert wird – Auge und Mundschleimhaut leiden unter Trockenheit.

Die Medizin unterscheidet das primäre und das sekundäre Sjögren Syndrom. Bei der primären Form tritt die Fehlfunktion des Immunsystems eigenständig auf. Die sekundäre Form steht dagegen im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, hauptsächlich solchen aus dem rheumatischen Formenkreis wie der rheumatoiden Arthritis.

Trockene Augen, trockener Mund: Symptome des Sjögren-Syndroms


Am Auge ruft das Sjögren-Syndrom die typischen Beschwerden des trockenen Auges (Sicca-Syndrom) hervor. Dazu gehören:

Die Symptome lassen sich auf einen Mangel an Tränenflüssigkeit zurückführen. Hinzu kommt, dass die Augen mitunter empfindlich auf Licht reagieren und rasch ermüden. Es können Komplikationen entstehen, wie beispielsweise Bindehautentzündungen, seltener und in schweren Fällen auch Geschwüre an der Hornhaut.

Abseits des Auges führt das Sjögren-Syndrom zu einer trockenen Mundschleimhaut, die gerötet und schmerzempfindlich sein kann. Ein trockener Mund erschwert zudem das Sprechen, Kauen und Schlucken. Darüber hinaus kann zu wenig Speichel auf Dauer auch die Entstehung von Karies fördern. In manchen Fällen leiden beim Sjögren-Syndrom noch andere Schleimhäute des Körpers unter Trockenheit, zum Beispiel die Nasenschleimhaut. Weitere, eher allgemeine Symptome der Erkrankung sind starke Müdigkeit sowie Gelenk- und Muskelschmerzen. Durchblutungsstörungen in den Fingern (Raynaud-Syndrom) und Hautveränderungen, die einem Ausschlag ähneln können, gehören ebenfalls zu den möglichen Anzeichen.

Diagnosemöglichkeiten beim Arzt


Wer die typischen Beschwerden von trockenen Augen bei sich feststellt, sollte zunächst einen Augenarzt aufsuchen. Er kann mittels passender Untersuchungsmethoden die Diagnose Sicca-Syndrom bestätigen. Ein HNO-Arzt (Hals-Nasen-Ohren-Arzt) ist der richtige Ansprechpartner, um bei einem trockenen Mund das Beschwerdebild zu untersuchen.

Trockene Augen zusammen mit einem trockenen Mund und vielleicht noch anderen charakteristischen Beschwerden wie starker Müdigkeit sind ein Hinweis auf das Sjögren-Syndrom als Ursache – nun können weitere Diagnoseschritte erfolgen. Um ein Sjögren-Syndrom festzustellen, kommen

  • bildgebende Verfahren und
  • Bluttests in Frage sowie
  • die Entnahme von Gewebeproben.

Per Ultraschall oder Kernspintomografie kann der Arzt Veränderungen an den Speicheldrüsen feststellen, die auf eine Entzündung schließen lassen. Bei einer Blutuntersuchung sind zum Beispiel ein erhöhter Wert an Immunglobulinen (Bestandteil der Abwehrkräfte) sowie bestimmte Antikörper Anzeichen der Erkrankung. Den abschließenden Schritt zur Diagnose stellt die Gewebeentnahme dar. Hierbei entnehmen Ärzte ein kleines Stück Gewebe aus der Mundschleimhaut; der Patient ist währenddessen betäubt. Ist dieses Gewebestück entzündet, weist das ebenfalls auf ein Sjögren-Syndrom hin.

Möglicherweise überweist Sie Ihr behandelnder Arzt zur weiteren Untersuchung und Behandlung an einen Facharzt für rheumatische Erkrankungen (Rheumatologe).

Behandlung des Sjögren-Syndroms


Die Ursache der Entzündungreaktion und der mit ihr verbundenen Beschwerden – also die Fehlleitung des Immunsystems – lässt sich nach heutigem Wissensstand nicht beheben. Die Behandlung des Sjögren-Snydroms konzentriert sich in der Regel darauf, die Symptome im Bereich von Augen und Mund zu lindern. Dabei gibt es die ein oder andere Maßnahme, mit der die Betroffenen selbst zur Therapie beitragen können:

  • Kaugummi kauen regt die Speicheldrüsen an, vermehrt Speichel zu produzieren.
  • Mindestens zwei Liter Wasser am Tag zu trinken, trägt ebenfalls dazu bei, die Schleimhäute besser mit Feuchtigkeit zu versorgen.
  • Eine niedrige Luftfeuchtigkeit in den Räumen droht die Augen zusätzlich auszutrocknen. Besonders im Winter sind daher Maßnahmen wichtig, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, wie zum Beispiel Raumbefeuchter.
  • Gerade vor dem Bildschirm vergessen viele Menschen zu blinzeln, was ebenfalls zu trockenen Augen führen kann. Daher gilt: bewusst immer wieder zwischendurch mit den Augen blinzeln, circa einmal in der Stunde für einige Sekunden.

Meist reichen diese Tipps jedoch nicht aus, um die Beschwerden von trockenen Augen ganz zu lindern. Sinnvoll sind in diesem Fall befeuchtende Augentropfen. Als Wirkstoffe kommen Hyaluronsäure, Dexpanthenol sowie Augentrost (Euphrasia) in Frage. Wichtig ist, dass die Augentropfen keine Konservierungsstoffe enthalten.

Oft sind beim Sjögren-Syndrom die Augen so stark trocken, dass auch gewöhnliche Augentropfen nicht mehr ausreichen, um dem entgegen zu wirken. In dem Fall können Augengele Abhilfe schaffen und für eine intensive und dauerhafte Befeuchtung sorgen. Sie besitzen eine höhere Viskosität als Augentropfen und verbleiben daher längere Zeit auf der Augenoberfläche. Zudem haben einige Präparate einen erhöhten Gehalt an Hyaluronsäure, was ebenfalls dem Feuchtigkeitsfilm der Augen zu Gute kommt.

Um die Augen auch nachts zu pflegen und vor Trockenheit zu schützen, können Betroffene Augensalben verwenden. Sie bleiben besonders lange auf dem Auge und können so eine intensive Wirkung entfalten. Als Inhaltsstoffe kommen hierbei zum Beispiel Vitamin A oder Heparin infrage – beide tragen zur Regeneration der Augen bei.

Bei starken Gelenkschmerzen können Schmerzmittel eingesetzt werden, die ebenfalls entzündungshemmend wirken, sowie Medikamente, die bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis zum Einsatz kommen. Leiden die Patienten unter starker Mundtrockenheit, gibt es zudem Medikamente, die den Speichelfluss anregen sollen.

Bei einem schweren Verlauf der Erkrankung kann zudem die Behandlung mit Immunsuppressiva notwendig sein. Das sind Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken und daher bei Erkrankungen eingesetzt werden, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper wendet. Sie helfen dabei, die Entzündung einzudämmen. Auch Kortison soll beim Sjögren-Syndrom bestehende Entzündungen in Grenzen halten.

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