Welche Symptome treten beim Sjögren-Syndrom auf?


Am Auge ruft das Sjögren-Syndrom die typischen Beschwerden des trockenen Auges (Sicca-Syndrom) hervor. Dazu gehören unter anderem: 

  • Fremdkörpergefühl 

Die Symptome lassen sich auf einen Mangel an Tränenflüssigkeit zurückführen. Hinzu kommt, dass die Augen mitunter empfindlich auf Licht reagieren und rasch ermüden. Es können Komplikationen entstehen, wie beispielsweise Bindehautentzündungen, seltener und in schweren Fällen auch Geschwüre an der Hornhaut. 

Verläuft das Sjögren-Syndrom in Schüben?

Wie viele chronische Autoimmunerkrankungen verläuft das Sjögren-Syndrom in Schüben. Das bedeutet es gibt Phasen, in denen die Symptome zunächst stärker und dann wieder schwächer ausgeprägt sein können — bis hin zur vollständigen Abwesenheit der Symptome. Allerdings ist der Übergang zwischen den jeweiligen Phasen beim Sjögren-Syndrom für Betroffene oftmals nicht eindeutig spürbar. Mediziner sprechen daher meist von einem schleichenden Verlauf.

Abseits des Auges führt das Sjögren-Syndrom möglicherweise zu weiteren (neurologischen) Beschwerden wie etwa: 

  • trockene Mund- oder Nasenschleimhaut 
  • Schwierigkeiten beim Kauen oder Schlucken 
  • Entstehung von Karies (bei dauerhaft zu wenig Speichel)  
  • starke Müdigkeit  
  • Schwindelgefühl 
  • Gelenk- und Muskelschmerzen  
  • Durchblutungsstörungen in den Fingern  
  • Hautveränderungen 

Seltener sind beim Sjögren-Syndrom noch weitere Teile des Körpers wie beispielsweise Lunge, Niere oder Magen-Darmtrakt betroffen.  

Sjögren-Syndrom: Wie wird die Diagnose gestellt?


Blutproben auf einem Labortisch - Bluttests sind eine Diagnosemöglichkeit für das Sjögren-Syndrom

Wer die typischen Beschwerden wie trockene Augen und einen trockenen Mund bei sich feststellt — vor allem wenn sie gehäuft und gleichzeitig in Erscheinung treten — sollte idealerweise zunächst einen Augenarzt oder HNO-Arzt (Hals-Nasen-Ohren-Arzt) aufsuchen. Beide Ärzte verfügen über verschiedene Untersuchungsmethoden, um eine fundierte Diagnose des Sjögren-Syndroms zu stellen. Zum Beispiel zählen dazu: 

  • bildgebende Verfahren zur Begutachtung der Speicheldrüsen (wie Ultraschall, radiologische Methoden, Kernspintomographie) 
  • Bluttests zum Nachweis von Antikörpern gegen körpereigene Zellen 
  • Entnahme von Gewebeproben zur Analyse der Drüsenzellen (etwa aus der Mundschleimhaut) 

Je nach Diagnosestellung überweist Sie Ihr behandelnder Arzt zur weiteren Untersuchung und Behandlung gegebenenfalls an einen Facharzt für rheumatische Erkrankungen (Rheumatologe)

Wie lange lebt man mit Sjögren-Syndrom?

In der Regel haben Menschen mit Sjögren-Syndrom die Aussicht auf eine normale Lebenserwartung. Oftmals zeigen sich lediglich leichtere Beschwerden wie Trockenheit in den Augen oder im Mund, ohne dass die generelle Gesundheit der Betroffenen wesentlich eingeschränkt ist. Schwere Krankheitsverläufe des Sjögren-Syndroms — die gegebenenfalls auch zu tödlichen Folgen führen — sind eher selten und treten meist erst dann auf, wenn lebenswichtige Organe wie die Lunge oder die Nieren betroffen sind. Diese schweren Verläufe gehen meist mit einem Organversagen einher.2

Diagnosemöglichkeiten beim Arzt


Wer die typischen Beschwerden von trockenen Augen bei sich feststellt, sollte zunächst einen Augenarzt aufsuchen. Er kann mittels passender Untersuchungsmethoden die Diagnose Sicca-Syndrom bestätigen. Ein HNO-Arzt (Hals-Nasen-Ohren-Arzt) ist der richtige Ansprechpartner, um bei einem trockenen Mund das Beschwerdebild zu untersuchen.

Trockene Augen zusammen mit einem trockenen Mund und vielleicht noch anderen charakteristischen Beschwerden wie starker Müdigkeit sind ein Hinweis auf das Sjögren-Syndrom als Ursache – nun können weitere Diagnoseschritte erfolgen. Um ein Sjögren-Syndrom festzustellen, kommen

  • bildgebende Verfahren und
  • Bluttests in Frage sowie
  • die Entnahme von Gewebeproben.

Behandlung: Was kann man gegen das Sjögren-Syndrom tun?


Die Ursache der Entzündungsreaktion — also die Fehlleitung des Immunsystems, bei welcher der Organismus körpereigene Zellen etwa in den Tränen- und Speicheldrüsen angreift — lässt sich nach heutigem Wissensstand nicht beheben. Die Therapie des Sjögren-Syndroms konzentriert sich aus diesem Grund in der Regel darauf, die Symptome so gut es geht zu lindern. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner hier zwischen einer medikamentösen und einer nicht-medikamentösen Behandlung. 

Medikamentöse Therapie des Sjögren-Syndroms

Frau träufelt sich künstliche Tränenflüssigkeit ins Auge zur Behandlung trockener Augen beim Sjögren-Syndrom

Da es derzeit keine wirkungsvollen Präparate gegen das Sjögren-Syndrom selbst gibt, verschreiben Mediziner üblicherweise Medikamente entsprechend der aufkommenden Symptome. Mitunter zählen dazu:1 

  • künstliche Tränen- oder Speichelflüssigkeit bei Trockenheitssymptomen 
  • Präparate mit dem Arzneistoff Pilocarpin zur Anregung der Flüssigkeitsproduktion in den Drüsen 
  • Kortikoide zum Beispiel bei Gelenkentzündungen oder Organbefall (etwa der Lunge)  
  • Schmerzmittel bei Gelenkschmerzen oder Schwellungen der Speicheldrüsen 
  • gefäßerweiternde Medikamente gegen Durchblutungsstörungen der Finger oder Zehen 

Bei einem schweren Verlauf der Erkrankung kann zudem die Behandlung mit Immunsuppressiva notwendig sein. Das sind Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken und daher bei Erkrankungen eingesetzt werden, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper wendet. Sie helfen dabei, die Entzündung einzudämmen. 

Nicht-medikamentöse Behandlung des Sjögren-Syndroms

Frau trinkt aus einem Glas Wasser - täglich 1,5 Liter Flüssigkeit zu trinken ist eine  Therapiemöglichkeit beim Sjögren-Syndrom.

Neben der Einnahme von verschiedenen Medikamenten gibt es einer Reihe weiterer Maßnahmen und Alltagstipps, mit denen Betroffene selbst zur Therapie des Sjögren-Syndroms beitragen können: 

  • kauen Sie zuckerfreie Kaugummis zur Anregung der Speichelproduktion 
  • trinken Sie mindestens 1,5 Liter Wasser am Tag, um die Schleimhäute ausreichend mit Feuchtigkeit zu versorgen2 
  • putzen Sie regelmäßig Zähne gegen die Bildung von Karies 
  • sorgen Sie für ausreichende Luftfeuchtigkeit durch häufiges Lüften und Raumbefeuchter 
  • vermeiden Sie Klimaanlagen 
  • verzichten Sie auf aktives oder passives Rauchen 
  • schützen Sie Ihre Augen vor Zugluft oder Sonnenschein (etwa durch eine Sonnenbrille) 
  • verwenden Sie rückfettende Waschlotionen bei trockener Haut 
  • nehmen Sie sich regelmäßige Ruhepausen, wenn Sie sich energielos fühlen 

Darüber hinaus kann es für Betroffene hilfreich sein, sich mit fachkundigen Menschen in Verbindung zu setzen. Nicht nur bietet sich dadurch gegebenenfalls die Möglichkeit über die eigene Krankheit und Erfahrungen zu sprechen — auf diesem Weg finden sich auch zahlreiche (psychologische) Hilfsangebote, um mit der Erkrankung im Alltag besser zurecht zu kommen. Eine erste Anlaufstelle ist — neben Ihrem behandelnden Arzt — beispielsweise die Deutsche Rheuma-Liga e.V., die ein deutschlandweites Netzwerk aus Beratungsangeboten für seltene Krankheiten bereitstellt.

Was sind die Ursachen des Sjögren-Syndroms?


Beim Sjögren-Syndrom handelt es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung, deren genauer Ursprung wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt ist. Experten vermuten, dass in erster Linie genetische Faktoren für eine Entstehung verantwortlich sind. Außerdem werden verschiedene Risikofaktoren diskutiert, die den Ausbruch des Sjögren-Syndroms begünstigen können. Beispielsweise sind das: 

  • Infektionen 
  • Stress 
  • Hormonelle Veränderungen 

Die Medizin unterscheidet zudem das primäre und das sekundäre Sjögren Syndrom. Bei der primären Form tritt die Fehlfunktion des Immunsystems eigenständig auf. Die sekundäre Form steht dagegen im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, hauptsächlich solchen aus dem rheumatischen Formenkreis wie zum Beispiel der rheumatoiden Arthritis. 

Häufig gestellte Fragen zum Sjögren-Syndrom


Was ist das Sjögren-Syndrom?

Das Sjögren-Syndrom ist eine chronische Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem vor allem Zellen der Tränen- und Speicheldrüsen angreift. Typische Beschwerden sind trockene Mund- oder Nasenschleimhaut, Schwierigkeiten beim Schlucken, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Gelenk- und Muskelschmerzen, Durchblutungsstörungen in den Fingern oder Hautveränderungen. In seltenen Fällen werden beim Sjögren-Syndrom auch andere Teile des Körpers wie etwa Nieren, Lunge oder Magen-Darmtrakt in Mitleidenschaft gezogen. In Deutschland leiden ungefähr 0,4 Prozent der Bevölkerung unter dem Sjögren-Syndrom.1

Wie hoch ist die Lebenserwartung beim Sjögren-Syndrom? 

Die Prognose hinsichtlich der Lebenserwartung mit dem Sjögren-Syndrom ist üblicherweise gut. Meist treten lediglich Trockenheitssymptome in Augen oder Mund auf, wobei der generelle Gesundheitszustand der Betroffenen sowie ihre Lebenserwartung größtenteils nicht beeinträchtigt werden. Eher selten kommt es zu Todesfällen — insbesondere dann, wenn Organe wie zum Beispiel Lunge oder Niere schwer vom Sjögren-Syndrom betroffen sind und es zu einem Organsversagen kommt.3  

Was sind die ersten Symptome, die beim Sjögren-Syndrom auftreten?

Typischerweise treten beim Sjögren-Syndrom zunächst trockene Augen mit Symptomen wie Stechen, Brennen, Rötungen, Juckreiz oder Fremdkörpergefühl im Auge auf. Zudem sind weitere Beschwerden wie trockene Mund- oder Nasenschleimhaut, Müdigkeit, Schwindel, Gelenk- oder Muskelschmerzen sowie Durchblutungsstörungen möglich.

Wie hoch ist der Behinderungsgrad beim Sjögren-Syndrom?

Treten beim Sjögren-Syndrom nur Symptome wie trockene Augen oder Mundtrockenheit auf, wird in der Regel kein Grad der Behinderung (GdB) genehmigt. Bei leichtem Krankheitsverlauf mit wenigen Einschränkungen ist ein GdB zwischen 10 und 20 möglich, mittlere Symptome und ausgeprägte Einschränkungen liegen etwa bei einem GdB von 30 bis 50 und schwere Krankheitsverläufe mit sehr starken Einschränkungen können einen GdB zwischen 60 und 100 erreichen.4 

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Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren
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