Studien zu Mouches volantes – die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Eine Vitrektomie (operative Glaskörperentfernung) zur Behandlung von Mouches volantes gilt in vielen Fällen als unverhältnismäßig und ist mit Risiken verbunden.
  • Die Einnahme von nutritiven Präparaten kann die Symptome einer Glaskörpertrübung verbessern.
  • Bereits nach einer Dauer von 3 Monaten lassen sich positive Effekte durch Ernährungsanpassungen mittels Nährstoffzufuhr erzielen.
  • Die gewonnenen Erkenntnisse werden teilweise durch Blindstudien bestätigt.

Studien zur nutritiven Behandlung von Mouches volantes durch Glaskörpertrübung


Glaskörpertrübungen sind ein weit verbreitetes Phänomen. Häufig wird Patienten von Augenärzten dazu geraten, die meist harmlosen, flimmerigen Erscheinungen zu akzeptieren und ihnen nicht weiter Beachtung zu schenken. Dabei können diese „fliegenden Mücken“ erheblich einschränken und großen Leidensdruck bei den Betroffenen hervorrufen.

Definition – Symptome – Ursachen: Was sind Mouches volantes?

Bei Mouches volantes handelt es sich um Symptome einer Glaskörpertrübung. Sie werden beschrieben als

  • kleine Punkte, Flecken, Fäden oder Bläschen im Sichtfeld,
  • die besonders auf hellem Betrachtungshintergrund hervortreten und
  • in seltenen Fällen sogar die Sicht beeinträchtigen/reduzieren.

Die subjektiv wahrgenommenen Trübungen schweben bei Blickbewegungen durch das Gesichtsfeld – so als würden kleine Mücken vor dem Auge herumfliegen. Daher fällt in Deutschland auch die umgangssprachliche Bezeichnung „fliegende Mücken“. Im Französischen sind die Erscheinungen unter „Mouches volantes“ bekannt, im Englischen als „Eye Floaters“.

Sie kommen infrage als physiologische Altersveränderungen (Verklumpung von Kollagenfasern im Augeninneren) und bei:

Einige Betroffene mit Mouches volantes haben einen so großen Leidensdruck, dass sie auch einen operativen Eingriff wie eine Vitrektomie gegen die „fliegenden Mücken“ in Erwägung ziehen: Dabei handelt es sich um eine Operation am Augapfel, bei der der Glaskörper entfernt wird. Die Indikationen sind hier normalerweise schwerwiegende Augenerkrankungen und Verletzungen (zum Beispiel eine Netzhautablösung). Dabei gibt es bereits einige Studien, die eine Verbesserung der Symptome auch durch die nutritive (die Ernährung betreffende) Beeinflussung des Glaskörperstoffwechsels belegen.

Überblick Studien zu nutritiver Behandlung:

2013: Reduzierung der Beschwerden nach 3 Monaten Einnahme von nutritiven Präparaten

Von Juni 2012 bis Januar 2013 fand eine Anwendungsbeobachtung von Dr. Thomas Kaercher statt: 24 Patienten mit zuvor diagnostizierter Glaskörpertrübung durch Kollagenfaserverklumpungen (im Durschnitt 62 Jahre alt, 70 Prozent weiblich, 30 Prozent männlich) erhielten über drei Monate täglich eine Kapsel eines nutritiven Präparats. Dieses Mittel beinhaltete eine Kombination aus Mikronährstoffen, die speziell auf die Bedürfnisse von Patienten mit Glaskörpertrübungen abgestimmt wurden. Sie sollen den Glaskörper in Hinblick auf antioxidative Schutzmechanismen und den Kollagenstoffwechsel unterstützen.

Zuvor wurden alle Studienteilnehmer gebeten, ihre Beschwerden mit einem Score von 1 bis 5 einzuordnen: 1 entsprach einer geringen Belastung, 5 hingegen stand für eine ausgeprägte Beeinträchtigung durch die Glaskörpertrübung im Alltag. Keiner der Befragten setzte seine Symptome auf einen Wert unter 3, durchschnittlich ergab sich ein Scorewert von 3,63.

Nachdem über 3 Monate hinweg täglich das Präparat eingenommen wurde, konnten die Studienteilnehmer erneut ihre Beschwerden selbst einschätzen und eine Bewertung vornehmen. Im Anschluss wurden beide Umfragen ausgewertet und verglichen.

Diagramm zur Ansicht der Verbesserung der Mouches Volantes Symptome.

Das Ergebnis:

Der durchschnittliche Scorewert lag nun bei nur noch 1,33. 87,5 Prozent gaben eine deutliche Verbesserung der Symptome an. Für die Autoren der Studie sei es daher richtungsweisend, die Forschung der pharmakologischen und nutritiven Beeinflussung des Glaskörpers weiter voranzutreiben.2

2018: Bestätigungsstudie zum positiven Effekt durch die Einnahme von Mikronährstoffen bei Mouches volantes

Vorherige Studien deuten bereits darauf hin, dass Augenerkrankungen und -probleme, wie Glaskörper-Floater, mit Mikronährstoffen moduliert werden können. Doch lässt sich die positive Wirkung durch kurzzeitige Supplementierung bei Mouches volantes belegen?

Zur Beantwortung dieser wissenschaftlich relevanten Frage wurden insgesamt 463 Personen mit Glaskörper-Floatern für eine Studie im Jahr 2018 zugelassen. Die Studienteilnehmer waren zwischen 15 und 61 Jahren alt. Die Mouches volantes wurden zuvor von Medizinern diagnostiziert und verifiziert. Augenerkrankungen oder andere die Augen beeinflussende gesundheitliche Probleme wurden während der vorherigen 2 Monate ausgeschlossen.

Die Teilnehmer beantworteten zu Beginn der Studie und nach drei Monaten Fragebögen. Es erfolgte bei der Analyse eine Unterteilung in männlich und weiblich sowie eine Gliederung in Altersbereiche (zum Beispiel 20 bis 30 Jahre, 30 bis 40 Jahre und so fort). Dieses Verfahren ermöglicht es, einen signifikanten Zusammenhang zwischen zwei Variablen, hier der Ernährungsanpassung und der Verbesserung der Beschwerden durch Mouches volantes, erkennbar zu machen. Während des dreimonatigen Studienzeitraums nahmen die Probanden täglich ein orales Supplement ein, mit

  • L-Lysin,
  • Hesperidin,
  • Proanthocyanidin,
  • Vitamin C und
  • Zink.

Das Ergebnis:

Die Einnahme von Mikronährstoffen zeigte eine nennenswerte Linderung der Beschwerden durch Glaskörpertrübung. Für die Studienleiter ist das Testresultat eine Bestätigung für vorherige Supplement-Studienerfolge bei Mouches volantes. Neu sind die Erkenntnisse, dass anscheinend vor allem jüngere Patienten eine Verbesserung der Sehqualität durch die tägliche Einnahme des Präparats mit Mikronährstoffen erzielen konnten. Zudem sind für die wissenschaftlichen Autoren dieser Studie die Ergebnisse eine Rechtfertigung für eine weitergehende Beobachtung und Verifizierung durch Placebo-Studien.3

2019: Doppelblindstudie zeigt signifikante Reduzierung der Beschwerden bei Mouches Volantes durch diätetisches Lebensmittel

Im Rahmen eine Doppelblindstudie wurde im Jahr 2019 getestet, inwieweit die Einnahme von Mikronährstoffen wirklich die Symptome einer Glaskörpertrübung verbessern kann – oder gar ein Placebo-Effekt eintritt.

Was ist eine Doppelblindstudie?

Unter dem Begriff wird eine randomisierte kontrollierte Studie verstanden, bei der die Versuchsleiter und Studienteilnehmer nicht wissen, wer welcher Gruppe (Versuchs- oder Vergleichsgruppe) angehört. Beide Parteien sind „blind“.

Insgesamt nahmen 61 Patienten mit Glaskörpertrübung teil, die zwischen 18 und 79 Jahre alt waren. Diese Testpersonen wurden randomisiert zwei Gruppen zugeordnet, sodass 31 Personen ein Supplement und 30 weitere ein Placebo (Mittel ohne Arzneistoff) bekamen. Einzunehmen war das jeweilige Präparat täglich über 6 Monate lang. Mittels Fragebogen evaluierten die Studienleiter zu Beginn dieses Zeitraums und nach dem halben Jahr die Symptome durch Mouches Volantes. Des Weiteren galt es die Kontrastsensitivität zu ermitteln und das Blutbild zu analysieren.

Das Ergebnis:

Die Personen, die unwissentlich das Supplement bekamen, gaben nach 6 Monaten eine subjektive Verbesserung der Symptome (Score-Mittelwert: von 3,9 auf 2,1 nach 6 Monaten) an, wohingegen bei Placebo-Studienteilnehmern nur sehr wenige eine scheinbare Besserung bemerkten (Score-Mittelwert: von 3,69 auf 3,35 nach 6 Monaten). Darüber hinaus wurde eine signifikante Steigerung des Kontrastsehens attestiert. Das bedeutet, dass die Untersuchung eine Bestätigung bisheriger Studienergebnisse zu Mikronährstoffen bei Glaskörpertrübung darstellt.4

Studien-Diagramm zur subjektiven Einschätzung visueller Beschwerden bei Glaskörpertrübungen nach Supplementierung.

Studien zur Wirksamkeit einer Vitrektomie

In der Vergangenheit haben sich Wissenschaftler auch mit der Vitrektomie als Behandlungsoption gegen Mouches volantes beschäftigt und deren Verhältnismäßigkeit sowie (Langzeit-)Wirkung hinterfragt.

Überblick Studien Vitrektomie

2011: Studien erklären Vitrektomie bei Glaskörpertrübung für umstritten

Viele Patienten sind oft mit den Ergebnissen einer Vitrektomie als Behandlungsmaßnahme gegen Mouches volantes zufrieden, doch gibt es bei dieser Operation einige Risiken zu bedenken. So wurden bei einer Studie der Universitätsklinik Mainz mit 32 Patienten folgende Komplikationen prozentual entdeckt:

  • 5,2 Prozent – zu niedriger Druck im Auge (Bulbushypotonie) nach der Operation, der eine Zugkraft nach innen erzeugt und zu empfindlichen Augenstrukturen führt
  • 7,8 Prozent – vorübergehend erhöhter Augeninnendruck (Intraokulardruck), wodurch eine schädigende Kraftauswirkung auf die umliegenden Gefäße entsteht

Doch der wichtigste Punkt: Bei 3 Patienten kam es im Anschluss an die Vitrektomie zu einer Netzhautablösung, was unbehandelt zur Erblindung führen kann.

Das Ergebnis:

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass diese Behandlungsmaßnahme bei Mouches volantes aufgrund des vorhandenen Risikos eher kritisch zu betrachten ist.5

2018: Langjährige Studie über die Wirksamkeit einer Vitrektomie

Eine Studie im Jahr 2018 verfolgte abermals den Ansatz, die Veränderung der subjektiven Symptome von 64 Patienten mit Glaskörpertrübungen durch eine operative Entfernung, also eine Vitrektomie, zu untersuchen. Diesmal über einen längeren Zeitraum (insgesamt 12 Monate). Die Studienteilnehmer wurden gebeten, vor dem Eingriff, nach drei Monaten und einem Jahr Fragebögen auszufüllen. Der Fokus lag hier auch auf möglichen Komplikationen, die im Anschluss an die OP auftraten.

Das Ergebnis:

Die gesammelten Daten zeigen, dass sich die Beschwerden der Patienten nach der Operation subjektiv verbessert haben. Schlechter Sehkontrast und Leseprobleme konnten mitunter stark moduliert werden. Auch in Fällen, in welchen es zu teils größeren Komplikationen (Grauer Star, Netzhautablösungen und -löcher) kam, empfanden die Testpersonen das Absaugen des Glaskörpers zumindest zeitweise als hilfreich gegen die Beschwerden.6

Abschließend sei noch festzuhalten, dass diese Art eines Eingriffs bei jedem einzelnen Betroffenen sorgfältig abgewogen werden muss. Lassen Sie sich umfassend von den behandelnden Medizinern über den Ablauf und mögliche Komplikationen informieren.

Es lohnt sich auch nach nicht-operativen Alternativen zu fragen: Abgesehen von dem bisher gut untersuchten positiven Effekt, den diätetische Lebensmittel mit speziellen Mikronährstoffen auf Glaskörpertrübungen nehmen, gibt es zum Beispiel noch die Möglichkeit einer Laserbehandlung (Laservitreolyse). Wie bei jeder Behandlungsmaßnahme ist es erforderlich, dass der Arzt über ausreichende Erfahrung sowie technische Voraussetzungen verfügt und das Verfahren mit großer Sorgfalt durchgeführt wird.

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Carolin Stollberg Schreiben ist ihre Leidenschaft – und das am liebsten über Themen, die die Menschen wirklich bewegen. Nachdem sich Carolin Stollberg in ihrem Studium der Germanistik alle Instrumente angeeignet hat, die sie für das Schreiben guter Texte benötigt, konnte sie sich voll und ganz Ihren Interessensschwerpunkten widmen: Gesundheit und Medizin. Carolin Stollberg Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Schwarz, Karsten: Prävention, Bewertung und Behandlung von Glaskörpertrübungen im Auge. Hamburger Patienten-Arbeitsgemeinschaft Intraokulare Gesundheit. Hamburg 2013 URL: https://kups.ub.uni-koeln.de/6140/2/HH-PAG_Mai_2013.pdf - Stand (08.04.2021)
  • 2Gerste, Roland u. Kaercher, Thomas.: Mit diätetischen Mitteln gegen eine lästige visuelle Störung Anwendungsbeoachtung ergibt Symptombesserung von Mouches volantes nach nutritiver Beeinflussung des Glaskörperstoffwechsels. Heidelberg: Dr. R. Kaden Verlag 2013. S.2. URL: https://eyefloaters.eu/de/wp-content/uploads/sites/3/2019/06/Report_ZPA_04.2013.pdf - Stand (07.04.2021)
  • 3BON 2018 Brain and Ocular Nutrition: BON 30 The effect of oral supplementation with L-lysine, hesperidin, proanthocyanidins, vitamin c und zinc on the subjective assessment of the quality of vision in patients with vitreous floaters. 2018 S. 16. URL: https://eyefloaters.eu/de/wp-content/uploads/sites/3/2019/06/180912_Bon-Conference-Poster.pdf - Stand (06.04.2021)
  • 4Welge-Lüßen U., Ankamah E., u.a.: Diätmanagement mit VitroCap®N - Mikronährstoffkombination reduziert Beschwerden von Patienten mit Glaskörperdegeneration – Ergebnisse der doppelblind, placebokontrollierten Floater-Interventionsstudie (FLIES, ISRCTN15605916) In: Ophthalmologe 116, 25–218 (2019) Heidelberg: Springer-Verlag GmbH 2019.
  • 5Gerste, Roland u. Kaercher, Thomas.: Mit diätetischen Mitteln gegen eine lästige visuelle Störung – Anwendungsbeoachtung ergibt Symptombesserung von Mouches volantes nach nutritiver Beeinflussung des Glaskörperstoffwechsels. Heidelberg: Dr. R. Kaden Verlag 2013. S.1. URL: https://eyefloaters.eu/de/wp-content/uploads/sites/3/2019/06/Report_ZPA_04.2013.pdf - Stand (01.04.2021)
  • 6Hahn U., Krummenauer F. u.a.: 23G pars plana vitrectomy for vitreal floaters: prospective assessment of subjective self-reported visual impairment and surgery-related risks during the course of treatment. Graefe's Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology (2018) 256:1089–1099. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29713817/ - Stand (07.04.2021)