Der Selbstversuch für den Blinden Fleck


Um den Blinden Fleck im Auge wahrzunehmen, müssen wir unser Gehirn austricksen. Setzen Sie sich für den Test bei normalem Abstand zu Ihrem Computer-Bildschirm aufrecht hin. Dann können Sie den Test zum Blinden Fleck starten.

Machen Sie nun Folgendes:

  • Schließen Sie das linke Auge und schauen auf das Kreuz. Sie können den Kreis in Ihrem Blickfeld immer noch sehen. Der Kreis bewegt sich nun auf das Kreuz zu.
  • Der Abstand zwischen Kreuz und Kreis verringert sich stetig.
  • Bei einem bestimmten Abstand, der bei jedem Menschen unterschiedlich ist, verschwindet der Kreis und taucht kurz danach wieder auf: An dieser Stelle sitzt der Blinde Fleck.
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Der Blinde Fleck ist die Stelle im Auge, an welcher der Sehnerv aus dem Augapfel in Richtung Gehirn austritt. Dort befinden sich keine Sinneszellen, die die optischen Eindrücke verarbeiten können. Was das genau bedeutet und warum wir normalerweise keine permanente Lücke wahrnehmen, erklären wir jetzt.

Was ist der Blinde Fleck im Auge?


Der Blinde Fleck befindet sich im inneren, hinteren Abschnitt des Auges, der vom Glaskörper ausgefüllt wird. Der Glaskörper besteht hauptsächlich aus Wasser und etwas Hyaluronsäure und lässt das einfallende Licht – wie Glas – ungehindert passieren. Die hintere Innenwand des Glaskörpers bedeckt die Retina, auf Deutsch Netzhaut. Auf der Netzhaut befinden sich viele Sinneszellen, sogenannte Fotorezeptoren, die die Lichtreize in elektrische Signale umwandeln. Diese Signale werden über den Sehnerv, auch optischer Nerv genannt, ins Gehirn weitergegeben.

An der Stelle, wo der Sehnerv den Augapfel verlässt, ist auf der Netzhaut kein Platz für Fotorezeptoren. Dort befindet sich der Blinde Fleck. Wenn Licht auf den Blinden Fleck fällt, kann es nicht weiterverarbeitet werden. An diesem winzigen Punkt sind wir also blind.

Wie groß ist der Blinde Fleck im Auge?


Der Test zum Blinden Fleck zeigt: Die Stelle, wo der austretende Sehnerv das Sehen behindert, ist relativ klein. Normalerweise schränkt er unser Gesichtsfeld nicht merklich ein. Als Gesichtsfeld oder Sehfeld wird der Raum bezeichnet, der bei der Fixierung eines Gegenstandes bei ruhenden Augen noch überblickt werden kann. Das Sehfeld wird unterteilt in

  • das monokulare Gesichtsfeld (mit einem Auge seitwärts überschaubar, circa 140 °)
  • und das binokulare Gesichtsfeld (mit beiden Augen seitwärts überschaubar, circa 214°).

Der Blinde Fleck liegt vom Zentrum dieses Gesichtsfeldes aus betrachtet bei jedem Auge circa 15 Grad in Richtung Augenwinkel. Er reduziert das maximale Gesichtsfeld um circa sechs Grad. Durch den Blinden Fleck können wir beim Seitwärts-Sehen also einen Bereich von circa sechs Grad nicht wahrnehmen. Decken wir ein Auge zu, wird unser Gesichtsfeld kleiner und somit auch der Bereich, den wir durch den Blinden Fleck nicht sehen können, stärker betont.

Wenn sich der Blinde Fleck im Rahmen einer Erkrankung ausdehnt, spüren Betroffene eine Einschränkung des Gesichtsfeldes. Dazu kommt es bei der sogenannten Stauungspapille. Hierbei bildet sich an der Austrittstelle des Sehnervs eine Flüssigkeitsansammlung (Ödem). Der Arzt kann dann mithilfe einer Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie) feststellen, wie stark sich der Blinde Fleck bereits ausgedehnt hat und ob beide Augen betroffen sind.

Wieso nehmen wir den Blinden Fleck normal nicht wahr?


Sind beide Augen gesund, bemerken wir im Alltag nichts vom Blinden Fleck auf unserer Netzhaut. Dies liegt daran, dass sich die Gesichtsfelder der beiden Augen teilweise überlappen und dass die Blinden Flecke symmetrisch angelegt sind. So können optische Informationen, die auf den Blinden Fleck des einen Auges fallen, nie gleichzeitig den Blinden Fleck des anderen Auges betreffen: Die fehlenden Informationen werden von den Sinneszellen des anderen Auges garantiert wahrgenommen und einfach ergänzt. Zugleich „rechnen“ die Bereiche im Gehirn, die für die Bildverarbeitung zuständig sind, die blinde Stelle aus den Informationen des anderen Auges sowie der optischen Erfahrung heraus.

Der Test zum Blinden Fleck nimmt dem Gehirn das andere Auge als wesentliche Informationsquelle, sodass der Blinde Fleck als Lücke sichtbar wird.

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