Grauer Star: Augenoperation gegen die Linsentrübung


Er verläuft fortschreitend in mehreren Phasen: der zu 90 Prozent altersbedingt auftretende Graue Star (Katarakt).2 Nach und nach nimmt die Sehschärfe aufgrund einer Linsentrübung ab. Für die Betroffenen ist es, als würde sich ein Grauschleier über die Augen legen. Unbehandelt droht die Erblindung. Medikamentös kann dem Grauen Star nicht beigekommen werden. Das einzige, was hilft, ist eine Augen-OP. Mit circa 400.000 chirurgischen Eingriffen jährlich ist die Operation dieser Augenkrankheit die häufigste in der Medizin ausgeführte Operation in Deutschland.3

Was passiert dabei? Bei der Operationstechnik der extrakapsulären Kataraktextraktion (ECCE) wird

  • zuerst die Linsenkapsel geöffnet,
  • dann der Linsenkern vor dem Absaugen mit Ultraschall entweder zerkleinert oder als Ganzes (bei sehr harten, völlig getrübten Linsen) aus dem Auge herausgespült und
  • im Anschluss eine künstliche Intraokularlinse (Linse innerhalb des Auges) implantiert.

Bei der Standardtechnik dieses Operationsverfahrens kommt die sogenannte Hinterkammerlinse zum Einsatz. Sie wird genau dort eingesetzt, wo sich vorher die ursprüngliche Linse befunden hat: in den leeren Kapselsack.

Es kann aber vorkommen, dass der Kapselsack aufgrund einer – der Operation vorangegangenen – Verletzung nicht mehr intakt ist oder während der Augenoperation selbst nicht erhalten werden kann. In diesen Fällen wird die sogenannte Vorderkammerlinse vor der Regenbogenhaut (Iris) ins Auge geschoben.

Neben der extrakapsulären Kataraktextraktion (ECCE) gibt es eine zweite, mögliche Operationstechnik: die intrakapsuläre Kataraktextraktion (ICCE). Dabei wird die Linse mitsamt ihren Verankerungsstrukturen (Linsenkapsel und Zonula, das sind um die Linse angeordnete elastische Fasern) entfernt. Der Operateur friert die Linse während der Augen-OP mit einer Kältesonde an und zieht sie aus dem Auge heraus, bevor er die Kunstlinse einsetzt. Bis in die 1970er-Jahre noch gebräuchlich, wird das ICCE-Verfahren in Deutschland eigentlich nur noch in Einzelfällen angewendet, wenn zum Beispiel die der Stabilisierung der Linse dienenden Zonulafasern zu locker oder abgerissen sind.

Augen-OP: Mögliche Behandlungsmethoden bei Grünem Star


Als Grüner Star (Glaukom) wird eine Gruppe von Augenkrankheiten bezeichnet, bei denen der Sehnerv geschädigt ist. Allen Augenkrankheiten dieser Gruppe gemein ist, dass ein zu hoher Augeninnendruck als Risikofaktor gilt.

Wie kommt es zu einem hohen Augeninnendruck?

Das Kammerwasser, das unter anderem Nährstoffe für die Linse und die Hornhaut enthält und die Augapfelform aufrechterhält, kann nicht mehr richtig abfließen. Was läuft da schief? Normalerweise fließt das Kammerwasser durch das sogenannte Trabekelwerk ab, das sich im Kammerwinkel befindet. Der Kammerwinkel ist eine anatomische Struktur, die Hornhaut und Iris zusammen in der vorderen Augenkammer bilden. Im Falle eines Glaukoms ist dieser Kanal verstopft und das Kammerwasser staut sich zurück.

Es gibt drei Methoden, um den daraus resultierenden erhöhten Augendruck auf den Sehnerv zu senken: An erster Stelle stehen Medikamente (Augentropfen). Ist das nicht ausreichend, muss eine Operation durchgeführt werden. Es gibt jedoch Fälle, bei denen bereits früher zu dieser Augen-OP geraten wird, zum Beispiel, wenn die Schädigung bereits weit fortgeschritten ist. Die Trabekulektomie gilt in der Glaukom-Chirurgie noch immer als „Goldstandard“, das heißt als Verfahren mit der bewährtesten und bisher besten Lösung.4 Dem Kammerwasser wird bei der Augenoperation ein neuer Abflussweg über die Bindehaut geschaffen. Dort wird es von den Lymphgefäßen und Venen aufgenommen und abtransportiert. Nach der Augen-OP werden einige Wochen lang entzündungshemmende Augentropfen verabreicht.

Es gibt aber weitere Möglichkeiten, den Abfluss des Kammerwassers zu gewährleisten, zum Beispiel mithilfe der mikroinvasiven Glaukomchirurgie. Hier wird ein Stent (Gefäßstütze) eingesetzt, der die Verbindung zwischen der vorderen Augenkammer (zwischen Hornhaut und Pupille) und dem Abflussweg des Kammerwassers bildet.

Begriff „Grüner Star“

Auch, wenn der Begriff „Grüner Star“ im Volksmund durchaus noch gebräuchlich ist, wird er in der Medizin nicht mehr verwendet, um Verwechslungen mit dem „Grauen Star“ zu vermeiden. Die medizinisch korrekte Bezeichnung lautet „Glaukom“.

Altersbedingte Makuladegeneration – Behandlung unterscheidet sich nach der Form


Die Augenerkrankung altersbedingte Makuladegeneration (AMD) greift die Netzhaut im hinteren Bereich des Auges an, wodurch unwiderruflich Sehzellen absterben. Ab dem 65. Lebensjahr steigt das Risiko, daran zu erkranken.5

Es gibt zwei Formen der AMD: die trockene und die feuchte. Bei der trockenen schreitet die Sehstörung langsam voran, die feuchte AMD verläuft rasanter und auch aggressiver. Während bei der trockenen AMD zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel das Voranschreiten der Erkrankung drosseln sollen, steht bei der Behandlung der feuchten AMD die Anti-VEGF-Therapie an erster Stelle. Dabei werden Medikamente operativ ins Auge eingebracht: Der behandelnde Arzt setzt drei Spritzen (Injektionen) im Abstand von vier bis sechs Wochen6 direkt in den Glaskörper des Auges, um das Sehvermögen zu erhalten. Die enthaltenen VEGF-Hemmer blockieren den überaktiven Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor). Dieser sorgt dafür, dass Blutgefäße ungehemmt unter und in die Netzhaut wachsen. Die Blut- und Flüssigkeitsansammlungen erschweren das scharfe Sehen.

Augenoperation bei Netzhautablösung


Bei einer Netzhautablösung trennt sich die Netzhaut von der Aderhaut, die die Netzhaut mit Blut versorgt. Wird bei Warnzeichen wie Blitzen oder Rußregen vor den Augen schnell reagiert, kann eine Netzhautablösung unter Umständen noch durch eine Laserbehandlung verhindert werden. Ist es dafür bereits zu spät, muss operiert werden, da eine abgelöste Netzhaut immer zur Erblindung führt. Oberstes Ziel bei der Augenoperation ist es,

  • das Loch zu verschließen (durch Verschweißen mit Laserstrahlen oder Anfrieren mit einer Kältesonde) und
  • die Netzhaut wieder anzulegen (zwei Verfahrensweisen: Buckelchirurgie oder Glaskörperentfernung).

Bei der Buckelchirurgie wird eine Plombe aus Silikonkautschuk über dem Loch von außen aufgesetzt beziehungsweise aufgenäht. Es kann sein, dass zusätzlich durch eine Punktion (Einstechen mit spezieller Kanüle) Flüssigkeit, die sich unter der Netzhaut angesammelt hat, abgelassen werden muss. Beim Arbeitsschritt der Plombensetzung wird die Augapfelwand eingedellt, die abgelöste Netzhaut durch Vereisung auf diesem entstandenen „Buckel“ angelegt und so wieder mit der Aderhaut verbunden.

In schweren Fällen der Netzhautablösung muss der Glaskörper operativ entfernt werden (Vitrektomie). Im Anschluss wird eine Tamponade gemacht. Das heißt: Der Hohlraum wird mit Luft beziehungsweise Gas aufgefüllt, das dann aber wieder nach und nach entweicht. Das Auge ist in der Lage, Augenwasser zu produzieren, mit dem der Glaskörperraum wieder aufgefüllt wird und somit den Glaskörper ersetzt.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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