Wie gelangen die Wirkstoffe in das Auge?


Wenn die Augen Beschwerden bereiten – wie Jucken, Brennen oder Schmerzen – oder sich die Sehkraft verschlechtert, denken viele Menschen zuerst an eine Erkrankung. Das muss jedoch nicht immer so sein. In manchen Fällen leiden die Augen unter den Nebenwirkungen von Medikamenten. Doch wie gelangen die Wirkstoffe überhaupt in das Auge?

Bei Augentropfen oder -salben wird das Medikament direkt in das Auge aufgetragen. Die Wirkstoffe können so durch die Hornhaut in das Augeninnere eindringen. Das ist zum Beispiel bei Lokalanästhetika der Fall, mit denen die Oberfläche des Auges betäubt wird. Auf diese Weise sind Operationen an der Binde- oder Hornhaut möglich.

Andere Medikamente, die beispielsweise als Tabletten eingenommen werden, können sich über den Blutkreislauf im Körper verteilen und so zum Auge gelangen. Zum Teil werden die Medikamente auch über die Tränendrüsen und die Tränenflüssigkeit wieder abgegeben. Diese befeuchtet nicht nur das Auge, sie ernährt zudem die Hornhaut und unterstützt sie bei der Bildung von neuen Zellen. Über die Tränenflüssigkeit gelangen die Wirkstoffe also an die Hornhaut und können sich dort ablagern. Das hat in manchen Fällen Schleiersehen oder das Sehen von Farbhöfen um Lichtquellen zur Folge. Wird das Medikament abgesetzt, baut der Körper die Medikamenten-Ablagerungen ab und die Nebenwirkungen verschwinden im Normalfall wieder.

Typische Nebenwirkungen von Medikamenten für die Augen


Medikamente können die Augen in unterschiedlicher Form beeinflussen und das Sehvermögen beeinträchtigen. Meist kommt es im Zuge einer Medikamenteneinnahme zu trockenen Augen, einer erhöhten Lichtempfindlichkeit, verschwommenem Sehen oder einer verlangsamten Hell-Dunkel-Anpassung. Manchmal treten die Nebenwirkungen erst einige Zeit nach der medikamentösen Behandlung auf.

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Einige Medikamente können zudem die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlen erhöhen. Mediziner bezeichnen das als Photosensibilisierung. Unter der erhöhten UV-Belastung leiden die Augen und Folgeschäden sind möglich. So kann die Strahlung unter anderem zur Entstehung von grauem Star (Katarakt) oder einer Makuladegeneration beitragen. Betroffene sollten daher auf einen UV-Schutz für ihre Augen achten – ideal ist ein UV-400 Schutz. Dieser lässt sich auch in Brillengläser mit Sehstärke integrieren.

Ganz wichtig:

Setzen Sie nicht eigenmächtig ein Präparat ab! Wenn Sie Nebenwirkungen an den Augen feststellen, kontaktieren Sie Ihren Arzt. Er kann Ihnen gegebenenfalls ein anderes Medikament verschreiben.

Welche Medikamente beeinflussen die Augen?


Die Liste der Medikamente und Wirkstoffe, die das Sehvermögen und die Augen beeinflussen können, ist sehr lang. Im Zweifelsfall kann Sie Ihr behandelnder Arzt zu den möglichen Nebenwirkungen beraten.

Hier ein Überblick über geläufige Medikamente und ihre Wirkung auf die Augen:

Die Pille und ihre Wirkung auf die Augen

Ovulationshemmer, auch „Anti-Baby-Pille“ genannt, dienen der Schwangerschaftsverhütung indem sie den Eisprung (Ovulation) unterdrücken. Sie enthalten Östrogene und Gestagene. In manchen Fällen verursachen sie trockene Augen . Ältere, höher dosierte Präparate haben in seltenen Fällen zu einem Zentralvenenverschluss geführt. Blutungen am Auge und eine Beeinträchtigung der Sehkraft können daraus resultieren.

Medikamente gegen hohen Blutdruck

Blutdrucksenkende Medikamente wirken sich je nach verwendetem Wirkstoff unterschiedlich auf die Augen aus.

  • Clonidin ist wegen der reduzierten Sauerstoffversorgung des Sehnervs vor allem bei einem Glaukom bedenklich. Es hat jedoch ein vergleichsweise großes Anwendungsgebiet, da es neben der Senkung des Blutdrucks auch schmerzlindernd und beruhigend wirkt.
  • Betarezeptorenblocker haben geringere Nebenwirkungen, sie können jedoch trockene Augen verursachen.

Kortison – Dosierung und Dauer der Einnahme beachten

Kortisonhaltige Medikamente (Kortikosteroide) werden oft gegen Entzündungen oder Ekzeme verschrieben. Bei einem längeren Einnahmezeitraum oder einer hohen Dosierung können sie zu einer Trübung der Linse (Grauer Star) oder zu einem Anstieg des Augeninnendrucks (Glaukom) führen.

Antiarrhythmika – gegen Herzrhythmus-Störungen

Antiarrhythmika mit dem Wirkstoff Amiodaron haben häufig Einlagerungen beziehungsweise Mikroablagerungen in der Hornhaut als Nebenwirkung. Diese bringen oft Sehbeschwerden (Schleiersehen oder Farbhöfe um Lichtquellen) mit sich. Im Normalfall verschwinden die Ablagerungen einige Zeit nach Absetzen des Präparats wieder. Sehr selten kommt es zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens durch eine Erkrankung der Sehnerven.

Schmerzmittel – alltäglicher Helfer mit Nebenwirkungen

Schmerzmittel, besonders Antirheumatika, sind für viele Menschen aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. In manchen Fällen haben diese als Nebenwirkung ein verschwommenes oder doppeltes Sehen.

  • Ibuprofen kann gelegentlich neben Sehstörungen auch zu trockenen Augen führen. Linderung der Beschwerden können spezielle Augentropfen verschaffen. In seltenen Fällen kommt es zu einer Trübung der Linse, einer Bindehaut– oder Sehnerventzündung.
  • Acetylsalicylsäure (ASS) kann bei Vorerkrankungen wie Venenverschlüssen oder einer hypertensiven Retinopathie zu einer verstärkten Netzhautblutung führen. Eine australische Langzeitstudie kam zu dem Ergebnis, dass eine dauerhafte Einnahme von ASS als Spätfolge die Netzhaut schädigen kann1.

Sildenafil – Potenzmittel mit Nebenwirkungen

Der Wirkstoff Sildenafil (unter anderem in Viagra) kann eine Reihe von Nebenwirkungen an den Augen hervorrufen:

  • erhöhte Lichtempfindlichkeit,
  • Störungen des Farbsehens (zum Beispiel Blausehen) und
  • unscharfes Sehen kommen vergleichsweise häufig vor.

Bei Augenbeschwerden während einer Behandlung mit Medikamenten ist es immer sinnvoll, einen Facharzt aufzusuchen. Er kann feststellen, ob eine Erkrankung vorliegt oder Nebenwirkungen die Augen beeinflussen. Die Medikamente sollten jedoch nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden und nicht eigenmächtig. Oft kann er auch ein alternatives Präparat verschreiben.

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