Schielen - Fehlstellung der Augen


Das Schielen der Augen (Strabismus) ist nicht nur ein Schönheitsfehler. Die Fehlstellung der Augen ist eine ernste Sache, unter der rund vier bis fünf Millionen Deutsche leiden.

Die Ursachen für eine Fehlstellung der Augen sind ebenso vielfältig wie die Formen des Schielens.

  • Erblich bedingtes Schielen
  • Ungleichgewicht der Augenmuskeln
  • Lähmung der Augenmuskeln, beispielsweise aufgrund einer Muskelerkrankung
  • Durchblutungsstörungen, beispielsweise bei Kindern nach Verletzungen im Bereich der Augen
  • Angeborene Brechungsfehler, einseitige Linsentrübung
  • Plötzliches Schielen nach Unfällen mit beispielsweise einer Gehirnerschütterung

Wissenswert: In den ersten Monaten nach der Geburt ist Schielen bei Babys normal. Beim sogenannten Babyschielen befinden sich die Kleine noch in der Trainingsphase. Sollte dieses aber danach noch auftreten, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Denn bei Babys und Kleinkindern ist eine frühe Diagnose des Schielens entscheidend, um eine geeignete Behandlung einzuleiten und spätere Sehbehinderungen zu verhindern.

Welche Formen des Schielens gibt es?


Um ein Objekt oder den Raum richtig wahrnehmen zu können, müssen beide Augen in dieselbe Richtung blicken. Jedes Auge erzeugt separat ein Bild, das geringfügig von dem anderen abweichen kann. Im Gehirn werden beide Bilder zu einem dreidimensionalen Eindruck zusammengefügt.

Beim Schielen jedoch weichen die Blickrichtungen der Augen voneinander ab. Durch den Unterschied der beiden wahrgenommenen Bilder kann es nicht mehr zu einem sich deckenden Seheindruck kommen. In der Regel schielt immer dasselbe Auge, entweder aufgrund verminderter Sehstärke oder geringerer Beweglichkeit. Dies wird als einseitiges (monolaterales) Schielen bezeichnet, dem gegenüber das wechselseitige (alternierendes) Schielen steht.

Ferner werden folgende Formen des Schielens unterschieden:

  • Einwärtsschielen (Strabismus convergens): Abweichung nach innen
  • Auswärtsschielen (Strabismus divergens): Abweichung nach außen
  • Höhenschielen (Vertikalotropie): Abweichung nach oben oder unten
  • Verrollungsschielen (Zyklophorie): Rollen der Augen um die Sehachsen

Tritt das Schielen wiederholt oder beständig auf, spricht man von einem manifesten Schielen. Darunter fällt auch das Mikroschielen, das in der Regel von einem Laien nicht erkannt wird. Eine Behandlung ist dennoch zu empfehlen, da auch hier Folgeschäden auftreten können.

Im Medizinischen wird Strabismus auch in seiner Ausprägung unterschieden. Ein latentes Schielen (Heterophorie) ist die häufigste Form und zeigt sich als Begleiterscheinung, etwa bei starker Übermüdung. Selten kommt es zu einer Behandlung, da das Gehirn weiter in der Lage ist, die Sehstörung auszugleichen. Anders das Lähmungsschielen (Strabismus paralyticus), das medizinisch behandelt wird und aufgrund einer Muskellähmung entsteht.

Schielen sollte man ernst nehmen


Dass Schielen nicht nur ein kosmetischer Makel ist, wird spätestens dann klar, wenn sich durch die Fehlstellung schwere Sehstörungen einstellen. Durch das Schielen kann das Gehirn kein einheitliches Bild mehr erzeugen, Doppelbilder sind die Folge. Zwar können Kinder diese Fehlsicht korrigieren, in dem das vom schielenden Auge übermittelte Bild unterdrückt wird. Dies bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Das nichtbenutzte Auge entwickelt nach einiger Zeit eine Sehschwäche (amblyop). Eine Amblyopie bleibt, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird, ein Leben lang bestehen. Für das Kind kann dies eine Störung oder gar einen Verlust des räumlichen Sehens bedeuten. Dadurch können sich nicht nur Gefahren im Alltag, beispielsweise Unfälle, ergeben, auch die Wahl des Berufes kann beeinträchtigt sein.

Schielen – erste Anzeichen erkennen


Nicht immer ist Schielen sofort zu erkennen. Kinder mit einer auffälligen Fehlstellung der Augen haben jedoch gute Chancen, dass das Schielen bemerkt und rechtzeitig behandelt wird.

Erste Anzeichen für Schielen können sein:

  • Augentränen
  • Verstimmung oder Reizbarkeit
  • Chronische Lidrandentzündung
  • Schiefe Kopfhaltung
  • Vorbegreifen, Stolpern, Anstoßen
  • Zusammenkneifen der Augen, häufiges Blinzeln
  • Lichtempfindlichkeit
  • Kopfschmerzen
  • Augenbrennen, Verschwommenes Sehen

Sollten Anzeichen für eine Fehlstellung der Augen vorliegen, ist es immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Ein deutlich sichtbares Schielen ist schnell diagnostiziert. Um sicher zu gehen, kann der Arzt verschiedene Sehtests durchführen, beispielsweise den Abdecktest. Bei diesem wird eines der Augen abgedeckt, während der Arzt beim offenen Auge beobachtet, ob es sich neu einstellen kann. Durch eine schnelle Augenbewegung kann der Arzt die Form des Strabismus bestimmen.

Schielen bei Kindern unbedingt behandeln lassen


Vorbeugend können Sie nichts tun, um ein Schielen zu verhindern. Wenn der Strabismus jedoch bekannt ist, können Maßnahmen ergriffen werden.

Um eine Beeinträchtigung der Sehleistung zu behandeln, ist es wichtig, die Form des Schielens zu kennen. Nur so kann eine passende Behandlung gewählt werden. Durch eine frühzeitige Diagnose im Kindesalter kann eine Operation in der Regel umgangen werden. Eine erste Maßnahme ist zumeist die Verordnung von geeigneten Brillengläsern.

Daneben kann der Arzt eine sogenannte Fusionsschulung verschreiben, um das Zusammenführen der Doppelbilder zu lernen. Überwiegend wird auch eine Okklusionstherapie angewandt, bei der abwechselnd die Augen abgeklebt werden. Dadurch wird das schielende Auge zu mehr Leistung gezwungen.

Erwachsene, die unter Schielen leiden, erhalten ebenfalls eine Therapie. Häufig handelt es sich um eine Fusionsschulung. Eine Operation kann zusätzlich bei bestimmten Schielformen wie dem Lähmungsschielen durchgeführt werden, hier wird die Ursache selbst behandelt.

Regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt sind bei allen Formen des Schielens zu empfehlen.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren